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Inflationen Zinsen und Rezession - Wie sicher ist mein Geld?

2022, September 2022
02.09.2022

„Ich bin nicht für das verantwortlich, was mit von außen widerfährt. Aber ich bin verantwortlich dafür, was ich aus dem mache, was mir vorgegeben ist.“ – Anselm Grün

Alles wird teurer! Stimmt! Jedoch nehmen bei einer Inflationsrate von derzeit 7,9 % in Deutschland die Befürchtungen über eine dauerhafte Geldentwertung signifikant zu. In einem gewissen Maß rechnen sowohl Verbraucher als auch Unternehmer beständig mit steigenden Preisen. Solange sich der Anstieg in einem gesunden Rahmen von ca. 2 % pro Jahr bewegt hat, gab es kaum Grund zur Sorge, aber jetzt?

Gemessen wird die Inflationsrate an den Veränderungen der Preise in einem Warenkorb, den private Haushalte für Konsumzwecke erwerben. Bei der Berechnung des Verbraucherpreisindex fließen 650 Güterarten in diesen Warenkorb ein. Zuletzt sind neben Öl und Gas sind auch die Nahrungsmittel deutlich teurer geworden. Aber auch die Preise für Schulhefte und Zeichenblöcke erhöhten sich im Juli 2022 um 13,6 % gegenüber dem Vorjahresmonat und damit stärker als die Verbraucherpreise insgesamt. Zu den Gründen zählen die anhaltende Papierknappheit sowie die zunehmenden Kosten in der Papierproduktion. Der Warenkorb macht eines deutlich: Die Inflation wird für jeden Menschen je nach Konsumgewohnheiten und Lebenssituation individuell unterschiedlich ausfallen. Den wesentlichen Preistreibern wie Energie und Nahrungsmittel kann sich derzeit niemand entziehen.

Die Ursachen für die derzeitige Situation sind vielfältig. Die Unterbrechung der Lieferketten nach der Corona-Pandemie, der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine, die sich daraus anschließenden Sanktionen gegenüber Russland mit den Auswirkungen auf den Öl- und Gasmarkt sowie steigenden Nahrungsmittelpreise. Auch hat die Europäische Zentralbank viel zu spät und zaghaft auf die aufkommende Inflation reagiert. Es wurde als „vorübergehendes Phänomen“ abgetan. Das mag man beklagen, nur ist allen Faktoren gemeinsam, dass sie externer Natur sind, auf die wir als Anleger derzeit keinen wirklichen Einfluss haben. Daher konzentriere ich mich als Vermögensverwalter darauf, mein Augenmerk auf das zu legen, was ich beeinflussen kann: lediglich mein eigenes Handeln, meine Reaktion auf die äußeren Umstände.

Was bedeutet „Sicherheit“ bei der Geldanlage?

Es gibt Begriffe, die sehr emotional besetzt sind. Dazu gehören „Liebe“, „Frieden“ und „Sicherheit“. Jeder verbindet etwas anderes damit, was die Kommunikation erschwert. Daher definiere ich den Begriff „Sicherheit bei der Geldanlage“ wie folgt: Das Vermögen soll sowohl zu seinem Nennwert am Ende der Laufzeit vollständig zurückgezahlt werden als auch real in seiner Kaufkraft erhalten bleiben. Somit ist der Wert des Geldes mehreren Gefahren ausgesetzt. Zum einen werden Erträge besteuert und es entstehen Kosten bei der Verwaltung. Zum anderen besteht die Gefahr, dass die Zinsen dauerhaft niedriger sind als die Inflation. Dadurch entsteht ein realer Kaufkraftverlust für den Anleger. Drittens kann die Einführung einer Vermögensabgabe zumindest bei höheren Vermögen einen Vermögenserhalt erschweren. Überlegungen dazu wurden bereits angestellt.

Wie lässt sich Vermögen langfristig erhalten?

Fast hört es sich wie eine Binsenweisheit an: Risikostreuung ist der beste und sicherste Weg, um sein Vermögen langfristig und dauerhaft zu erhalten. Für mich gibt es keine Anlage, die absolut sicher ist, auch nicht die Einlagen bei Banken und Sparkassen. Diese haben vor allem den Nachteil, dass sie immer nominalwertbezogen sind. Sie bieten keine Chance auf einen Inflationsausgleich. Allein auf Immobilien zu setzen, ist ebenso gefährlich. Auf Basis der derzeitigen Immobilien- und Baupreise sowie der aktuellen Zinsen für Immobilienkredite ist die Rentabilität stark rückläufig. Die Menschen in unserem Land müssen sich neben den Mieten auch die gestiegenen Nebenkosten erst einmal leisten können. Außerdem kommen auf die Eigentümer in den nächsten Jahren vermutlich erhebliche Kosten für Umrüstungen ihrer Heizung und für Energiesparmaßnahmen zu. Wie sich einzelnen Lagen entwickeln werden, weiß niemand und die demografische Entwicklung deutet auf eine starke Bedarfsveränderung hin. Deshalb würde ich auch in diesem Bereich streuen. Die private, selbstgenutzte Immobilie betrachte ich in diesem Zusammenhang weniger als Kapitalanlage, sondern vielmehr vor dem Hintergrund einer besseren und höheren Lebensqualität sowie als Vorsorge für mietfreies Wohnen im Alter. Gold dient als Versicherung und soll zumindest die Kaufkraft erhalten, auch wenn es keine Zinsen erwirtschaftet. Unternehmens- und Staatsanleihen dienen lediglich als Risikopuffer. Mit ihnen lässt sich eine breitere Streuung und eine Risikoreduzierung des Depots erreichen. Zusätzlich brauchen Anleger Liquidität auf einem Tagesgeld, um günstige Einstiegsgelegenheiten wahrnehmen zu können.

Wo bekomme ich noch Rendite?

Die wesentlichen Werttreiber im Depot sind vor allem die Aktien, da nur sie eine Wertschöpfung durch Einsatz von Produktivkapital erzielen werden. Auf lange Sicht werden die Unternehmen die gestiegenen Preise an die Verbraucher weitergeben. Trotz aller Krisen haben die Anleger, die langfristig investiert sind, und die nachgekauft haben, als die die Preise billig waren, sehr gutes Geld mit Aktien verdient. Es bedarf aber auch Mut und Durchhaltevermögen, die Kursschwankungen immer wieder aushalten zu können. Doch halt – ich habe noch etwas vergessen: Nötig ist eine Strategie, die sinnvolle Mischung der verschiedenen Anlageklassen in der Praxis auch erfolgreich umzusetzen. Sie benötigen Prinzipien, die einfach zu verstehen sind und doch schwierig in der Umsetzung sind. Dazu gehören Wertorientierung und kluge Entscheidungen sowie die Disziplin, an den eigenen Grundsätzen festzuhalten. Wer die Schwankungen aushalten kann, der kann so auf lange Sicht einen erheblichen Mehrwert generieren, der deutlich höher ist als die Sicherheit, die die scheinbar so sicheren Geldwertanlagen bieten können.

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