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Wie Sie sich selbst auf die Schliche kommen!

2019, Juni 2019
08.06.2019

Jeden Tag erreichen uns eine Fülle von Informationen aus Politik und Wirtschaft. Häufig sind es Nachrichten, die uns aufschrecken und uns in eine innere Unruhe versetzen sollen. Tweets von US-Präsident Donald Trump, die Menschen und Märkte bewegen. Der Brexit: Kommt er oder kommt er nicht? Gibt es einen Börsenabsturz? Wie relevant sind diese Meldungen überhaupt für die langfristige Wertentwicklung Ihres Depots – und müssen wir uns damit beschäftigen?

Welche Faktoren wirken auf unser Portfolio?

Im Grunde sind es zwei wesentliche Faktoren, die Einfluss auf die Wertentwicklung unseres Portfolios haben: Zum einen sind dies die Kursbewegungen an den Kapitalmärkten. Zum anderen sind es die Anlageentscheidungen, die wir als Investoren regelmäßig treffen. Auch die Entscheidungen anderer Marktteilnehmer spielen eine Rolle. Beeinflussen können wir diese allerdings nicht. Analysten und Marktexperten verbringen viel Zeit damit, kurzfristige Marktentwicklungen zu kommentieren und zu bewerten. Nur ist das meiste davon völlig sinnlos, weil es weder vorhersehbar noch prognostizierbar ist. Es stiftet genau genommen keinen Nutzen.

Um langfristig erfolgreich Vermögen zu verwalten, ist es viel zielführender, den Fokus auf das zu richten, was langfristig relevant ist und was wir als Anleger tatsächlich entscheiden können. Aus Gesprächen weiß ich, dass Menschen angesichts der Fülle der Meldungen unsicher sind, wie sie sich konkret in Bezug auf ihre Geldanlage verhalten sollen. Unsicherheit kann Verlustängste auslösen und zu spontanen Verkäufen führen, die möglicherweise mit Einbußen verbunden sind. Die Kunst erfolgreicher Geldanlage besteht vielmehr darin, das Wesentliche vom Unwesentlichen zu unterscheiden und dauerhalft kluge Entscheidungen zu treffen.

Was ist langfristig relevant?

Vermögenswerte wie Aktien, Anleihen, Immobilien oder Gold besitzen immer einen Wert. Die wesentliche Aufgabe besteht darin, diesen Wert zu bestimmen und deren künftige Entwicklung einzuschätzen. Bei Aktien kommt es auf die langfristige Gewinnentwicklung der Unternehmen an. Wo entsteht Wachstum und Profitabilität? Wie stabil sind die Erträge? Wie hoch sind die Dividenden? Wie hoch ist die Verschuldung der Unternehmen? Wie ist die Zinsentwicklung?

Da der Zins quasi der Gegenspieler der Aktie ist, vergleichen Anleger immer wieder ihre beiden Anlagealternativen. Der langfristige Zins liegt seit Jahren bei null Prozent. Seit einiger Zeit notieren die Renditen der 10-jährigen Bundesanleihen sogar bei minus 0,20 Prozent pro Jahr. Das bedeutet nichts anderes, als dass Anleger für ihre Sicherheit insgesamt 2 Prozent über den gesamten Zeitraum zahlen, um am Ende ihr Geld mit einem Verlust wieder zu erhalten. Dabei ist der Wertverlust des Geldes durch die Inflation noch gar nicht eingerechnet. Wenn wir annehmen, dass die Zinsen auf lange Sicht nicht signifikant steigen werden, besteht akuter Anlagenotstand. Auch Versicherungen und Pensionskassen spüren das schmerzhaft und stehen genau wie alle anderen vor dieser Herausforderung, Ertrag zu erwirtschaften. Sie müssen quasi gezielt Risiken eingehen, um nichts zu verlieren.

Paradox ist vor diesem Hintergrund, dass viele Sparer die Aktien trotz günstiger Bewertung und langfristig aussichtsreichen Perspektiven meiden und lieber zum Tagesgeld greifen.

Anstelle sich mit den kurzfristigen Bewegungen an den Märkten zu beschäftigen ist es sinnvoller, sich über die langfristigen Werttreiber an den Kapitalmärkten Gedanken zu machen und sie zu identifizieren. Als Vermögensverwalter beschäftige ich mich mit den Trends, die über längere Zeiträume wirken. Welche Bedeutung hat China in den nächsten Jahren? Welche Regionen werden Wachstum generieren? Welche Produktivitätsfortschritte wird die Digitalisierung bringen? Welche Anlageklassen bringen welche Risikoprämien? Gleichzeitig steigt die Anforderung an ein angemessenes Risikomanagement und wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass die globalen Wachstumsraten zukünftig geringer ausfallen als in den vergangen Jahren. Das Ziel, einen realen Kapitalerhalt zu erreichen, ist  anspruchsvoll.

Was können Anleger aktiv tun?

Nun zu unserem eigenen Verhalten: Zunächst dürfen wir uns vor Augen führen, dass unsere eigenen Handlungen und Entscheidungen zu etwa 70 % - 80 % unbewusst ablaufen. Konkret bedeutet dies, dass wir über die meisten Dinge, die wir im Alltag tun, nicht mehr bewusst nachdenken. So ist es auch häufig in der Geldanlage. Unsere Emotionen und Bedürfnisse wie der Wunsch nach mehr Ertrag, die Angst vor Verlust oder die Selbstüberschätzung können uns zu krassen Fehlentscheidungen verleiten. Diese Fehler gilt es vor allem zu vermeiden, indem wir uns unsere Grundüberzeugungen und Werte vor Augen führen, nach denen wir handeln wollen. Dazu gehört das Wissen um Wert und Preis einer Sache, um bewusst antizyklisch zu kaufen und zu verkaufen. Konkret lenken wir den Blick nicht auf das Außen und deren Umstände, sondern auf das Innen – auf uns selbst. Wir schauen wie eine dritte Person auf uns selbst und überlegen, ob unsere Entscheidungen Sinn machen oder nicht. Anschließend reflektieren wir unsere Ergebnisse im Blick auf das ursprüngliche Ziel. Diesem Prozess unterwerfe ich mich als Vermögensverwalter permanent, um künftig noch bessere Ergebnisse zu erzielen. Das ist meine Hauptaufgabe in einer immer komplexer werdenden Welt. Dieses Vorgehen ist deswegen so anspruchsvoll, weil ich mich auf das konzentriere, was ich als Mensch tun kann – auf mein eigenes Handeln. Damit schaue ich bewusst nicht auf das Außen – nicht auf Trump oder den Brexit, sondern auf mich selbst. Diese Erkenntnis sorgt für Entspannung: Wir müssen uns gar nicht um das tägliche Rauschen im Blätterwald kümmern und beurteilen, ob sich irgendwelche Erkenntnisse daraus ableiten lassen. Warum: Weil wir Investoren sind, die langfristig kaufen und ihre Entscheidungen nicht kurzfristig in Frage stellen. Stellen Sie sich einen Immobilienkäufer vor. Er stellt sich auch nicht ständig infrage und macht sich nicht von den Tweets des US-Präsidenten Trump abhängig. So auch wir nicht. Wir müssen nicht permanent darüber nachdenken, ob wir Gewinne mitnehmen oder das Depot kurzfristig absichern. Im Gegenteil: Wir müssen fokussiert bleiben und den Blick auf die langfristigen Erfolgsfaktoren richten. Gleichzeitig bleiben wir gelassen in turbulenten Zeiten und sind ganz bei uns, weil wir innerlich unsere Grundsätze klar definiert haben. 

Abschließend ein Zitat von J. Paul Getty, ein amerikanischer Öl-Tycoon und Industrieller (1892 – 1976):

„Es ist möglich Geld, und zwar beträchtliche Summen, an der Börse zu verdienen. Aber nicht durch Käufe und Verkäufe, die man aufs Geratewohl startet. Die mächtigen Gewinne gehen dem intelligenten, sorgfältigen und geduldigen Investor zu. Kaufen Sie, wenn die Aktienpreise tief sind, und geben Sie die Papiere nicht aus der Hand. Eine große Schar von Menschen scheint diesen einfachen Grundsatz nicht zu erfassen. Sie fürchten sich vor Gelegenheitskäufen. Sie kaufen erst, wenn sie meinen jedes Risiko vermieden zu haben. Meistens kaufen sie zu spät.“

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